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  • Nachruf Georg Zebisch

    Nachruf Georg Zebisch

    Georg Zebisch ist gestorben – unerwartet, plötzlich und viel zu früh. Es fühlt sich unwirklich an, dass sein Kompass nun in eine andere Richtung zeigt. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau Nicole, seinen Kindern Elisabeth und Joachim, bei seinem Bruder Michael, seinem Vater, seinen Angehörigen, Freund*innen und Weggefährt*innen.

    Ein verlässlicher Wegbegleiter, ein freundlicher Helfer, ein leidenschaftlicher Pfadfinder – das zeichnete Georg aus. Mit Rat und Tat stand er einem stets zur Seite. Dabei war es völlig egal, ob es darum ging, etwas historisch einzuordnen oder eine aktuelle Situation zu bewerten. Mit seiner ruhigen, sachlichen Art, mit seinem Überblick und seinem großen Pfadiwissen gelang es Georg stets, dass der oder die Gesprächspartner*in die eigenen Gedankengänge sortieren und Impulse aus dem Gespräch mitnehmen konnte. So ist es nicht verwunderlich, dass seine Erfahrung und sein Rat als Stammes- und Gauältester gerne entgegengenommen wurde. 

    Seine Passion war die Pfadfinder*innen-Geschichte, die bunte Welt der Abzeichen und die Archivierung pfadfinderischer Objekte. Er engagierte sich für das Bundesarchiv sowie im Land Rheinland-Pfalz/Saar fürs Landesarchiv, und war international bei den Pfadi-Historiker*innen bekannt und anerkannt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Georg bei anstehenden Jubiläen regelmäßig angefragt wurde. So unterstützte er beispielsweise jüngst den VCP Stamm John F. Kennedy aus Frankenthal bei dessen Ausstellung zum 50. Geburtstag und wirkte bei der Ausstellung zu 50 Jahre VCP Niedersachsen mit. 

    Noch kurz vor seinem Tod war er bei einem Sammlertreffen in Belgien mit dabei. Georg konnte man eine große Freude bereiten, wenn man bei Aktionen, bei denen es Abzeichen gab, an ihn dachte. 

    Sein Pfadiwissen brachte Georg gerne bei Schulungen ein. Seine Leidenschaft für Pfadfinder*innen-Geschichtee erlebten unzählige Schulungs-Teilnehmende auf allen Ebenen in seinen Referaten. Spannend und anschaulich vermittelte er die Historie. Wichtig waren ihm die Woodbadge-Kurse, auch gab er die Ansätze des Kreuzpfadfindertums weiter. 

    Als Wölfling kam Georg 1982 zum VCP Stamm Ritter von Dalberg in Wachenheim. Er war Gruppenleiter und Stammesführer, danach auf Gau-/Bezirks-, Landes- und Bundesebene aktiv. 1999 wechselte er zum Stamm Albert Schweitzer nach Lambsheim, weil es ihn familiär dort hingezogen hatte.

    Den pfadfinderischen Blick über das Land hinweg zu öffnen, diesen Impuls gab Georg gerne an die nächsten Pfadi-Generationen weiter. Das erste Mal bei einem Fachgruppentreffen auf Bundesebene? Georg ist da und vernetzt einen! Mitmachen bei einem Woodbadge-Kurs? Georg ist da und unterstützt als Mentor!

    Jamborees durfte Georg 1995 und 2007 erleben. Die Faszination wollte er auch an seine Kinder weitergeben. So begleitete er als Unit-Leitung der Türkenbundlilie das Jamboree 2023 – und war so, gemeinsam mit seinem Sohn Joachim, auf dem Weltpfadfindertreffen in Korea. In seiner Unit-Leitung-Vorstellung beschreibt sich Georg “als wohl schlechtesten Sänger im ganzen VCP”. 

    Lieber Georg, auch wenn dein “Allzeit bereit” in deiner Einschätzung nicht immer die Töne richtig traf – du warst stets “Allzeit bereit” und hattest dies zu deiner Losung erkoren. Wir sind dankbar für die gemeinsame Zeit, für deine Impulse, für das viele Wissen, das du weitergegeben hast, für deinen Rat und für deine Pfadfinder-Leidenschaft. Du fehlst!

    Phil Wendel und Jule Lumma

  • WOSM – neues Logo, neue Ziele

    WOSM – neues Logo, neue Ziele

    Im August 2024 hat WOSM, das ist der Weltverband der Pfadfinder, eine neue Strategie beschlossen. Warum die auch dich das was angeht? Weil du das Abzeichen auf deiner Kluft trägst! Als VCP sind wir teil von WOSM – dem Weltverband der Pfadfinder, und WAGGGS – dem Weltverband der Pfadfinderinnen. Das Logo von WOSM ist der schicke lila Kreis auf dem linken Arm der Kluft. Und im Zuge der neuen Strategie wurde auch das Logo angepasst. Aber keine Sorge – viel ändert sich nicht. Und die Pfadis, denen Symetrie sehr am Herzen liegt, werden sich freuen. Insgesamt ist es einfach ein bisschen schlichter geworden.

    Mehr Infos dazu und das Logo zum Download gibt es hier. Noch gibt es keine neuen Aufnäher. Das Logo wird nun Schritt für Schritt ausgetauscht. Wenn es also bei dir auf der Stammeswebseite oder so auftaucht – jetzt ist ein guter Moment es auszutauschen. Konkret bedeutet das:

    • Webseite/ Social Media etc.: Sobald wie möglich austauschen
    • Aufnäher: Ersteinmal die nutzen, die noch da sind. Und falls es dir wichtig ist: tauschen, sobald es ihn gibt 😀
    • Druckprodukte: Beim Nachdrucken austauschen – wie natürlich auch unsere Wort-Bild-Marke des VCP!

    Falls du mehr über die Weltkonfernenz wissen willst, schau doch im Bericht von Niklas vorbei. Er war in Ägypten bei der Konfernez dabei.

  • Weit(er) gedacht: Strategien, Visionen und Lager für Pfadis aus aller Welt

    Weit(er) gedacht: Strategien, Visionen und Lager für Pfadis aus aller Welt

    Wenn du neun Jahre in deinem Pfadi-Leben zurückdenkst, wo bist du da? Ich laufe bei gefühlten 40 Grad schwitzend über einen sonnigen Zeltplatz in Japan mit 40.000 Pfadfinder*innen aus 138 Ländern. 

    Diesen Sommer, neun Jahre später, schwitze ich wieder bei 40 Grad in der Sonne – diesmal in Ägypten, mit 1.500 Pfadinder*innen aus 176 Ländern. Gemeinsam mit den beiden Internationalen Beauftragten der Bundesleitung, Ilka Essig und Lena Radmer, und Peter „flip“ Keil aus dem Bundesvorstand, vertrete ich als Young Delegate die Interessen des VCP bei der 43. World Scout Conference des Weltpfadfinder*innenverbandes WOSM. Sie findet alle drei Jahre statt und trifft Entscheidungen, die uns Pfadfinder*innen als Ganzes betreffen: Zum Beispiel wählt sie den Weltvorstand oder entscheidet über den Austragungsort kommender World Scout Moots und World Scout Jamborees. Zudem stellt sich jede dritte Konferenz die große Frage: „Wo soll es denn hingehen?“. Dann nämlich verabschieden die Konferenzteilnehmenden eine neue Strategie mit einer Vision, die die Ziele und Entwicklungslinien von WOSM in den kommenden neun Jahren festlegen. Die neue Strategie sagt, dass wir als Bewegung zu einer gerechteren, inklusiveren und nachhaltigeren Welt beitragen wollen, die von jungen Menschen gestaltet wird. Auch andere Themen, wie Mindeststandards für internationale Großveranstaltungen, wurden diskutiert.

    Abseits der vielen Entscheidungen ist die Konferenz auch eine großartige Möglichkeit, um Pfadfinder*innen aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt und ihre (Pfadi-) Kultur kennenzulernen. Bei mir kamen auch hier wieder Jamboree-Gefühle auf: Die Welt trifft sich an einem Ort und man geht voller positiver Eindrücke und neuer Freundschaften nach Hause.

    Wie wir die Entscheidungen im VCP in den nächsten Jahren umsetzen, wird sich zeigen. Bis 2033 könnt ihr euch neben dem Jamboree in Polen (2027) noch auf das Moot 2029 in Taiwan und das Jamboree 2031 in Dänemark freuen – und wer weiß, wo ich dann bei 40 Grad schwitzen werde. 

    In der Präsentation gibt es noch weitere Infos zu den Ergebnissen der Konfernez:

  • Symposium: Young People, Democracy and Climate Action vom 23-27.09.2024 in Straßburg

    Symposium: Young People, Democracy and Climate Action vom 23-27.09.2024 in Straßburg

    Das Symposium war von der Jugendabteilung des Europarats organisiert und hatte das Ziel, die Auswirkungen der Klimakrise auf junge Menschen in Europa zu erforschen und zu kontextualisieren, sowie gute Praktiken und Ressourcen zu teilen, um Jugendarbeit in Bezug auf Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln. Darüber hinaus wurden Akteur*innen aus verschiedenen Bereichen vernetzt, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

    Gestartet hat die Tagung mit verschiedenen Reden von den Organisator*innen und Vertreter*innen des Europarats. Durch die Keynotes von Eimear Manning (u.a. im irischen Jugendring) oder Anuna de Wever van der Heyden (u.a. bei FFF Belgien) wurde der Rahmen für die Tagung gesetzt und auf die verschiedenen Dimensionen der Klimakrise aufmerksam gemacht.

    In Arbeitsgruppen haben wir uns dann mit verschiedenen Themen auseinander gesetzt. Beispiele sind „climate mitigation“, „mental health“ oder meine Gruppe, die sich mit „local activism“ in Bezug auf die Klimakrise beschäftigt hat. In verschiedenen Workshops haben wir zudem herausgearbeitet, welche Dimensionen Aktivismus hat und dass eben auch non-formale Bildung, bspw. in Pfadigruppen, Aktivismus ist. In einer weiteren Session haben wir ein Planspiel gespielt, in dem wir untersucht haben, welche Akteur*innen besonders im sog. globalen Süden große Verursacher*innen und Treiber*innen des Klimawandels und dessen Folgen sind. Zusätzlich haben wir unsere Erfahrungen geteilt, inwiefern wir bereits mit jungen Menschen und Klimawandel umgehen. Abschließend haben wir gebrainstormt, welche Kompetenzen, Ressourcen und politische Rahmenwerke es braucht, um im Feld des lokalen Aktivismus weiter voran zu kommen. Besonders für die Pfadis sind hier Möglichkeiten zur Beteiligung und finanzielle Förderungen sehr wichtig. Zum Ende haben wir im Plenum die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen vorgestellt. Besonders im lokalen Aktivismus sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es mehr wirksame Beteiligung von jungen Menschen braucht, die mehr als nur „Dekoration“ ist und das besonders auch Bildungsarbeit stärker gefördert werden muss.

    Zusätzlich zu den Arbeitsgruppen und Workshops hat noch eine „climate action fair“ stattgefunden, bei der verschiedene Akteur*innen ihre Organisation bzw. ihre Forschung vorstellen konnten. Außerdem gab es am letzten Abend einen Empfang mit Abendessen, zu dem auch Botschafter*innen einiger Mitgliedsländer des Europarats eingeladen waren. Neben dem Liechtensteiner Botschafter habe ich mich einige Zeit mit dem Luxemburgischen Botschafter unterhalten. Das war insofern interessant, dass Luxemburg ab Mitte November den Vorsitz im Minister*innenkomitee des Europarats hat und einen Fokus auf Jugendarbeit und -beteiligung legt.

    Neben dem ganzen Programm war mein Highlight das Treffen und Kennenlernen von neuen Menschen, die aus den verschiedensten Bereichen (Jugendarbeit, Forschung, Behörden, …) gekommen sind. Aber am schönsten ist es natürlich, wenn Menschen einen mit der linken Hand begrüßen 😊

    Zusammenfassend kann ich sagen, dass das einfach eine tolle Möglichkeit war, über den Tellerrand zu schauen, sowie den Europarat und ähnliches besser kennenzulernen. Ich bin ich mir sicher, dass die Teilnahme darüber hinaus toll für die Sichtbarkeit von Pfadfinden war, und nicht zuletzt hat es auch einfach echt Spaß gemacht. Deshalb kann ich wirklich jeder*jedem empfehlen, an solchen Möglichkeiten teilzunehmen!

  • Nachruf Patrick Ott

    Nachruf Patrick Ott

    Lieber VCP,

    am letzten Oktoberwochenende ist völlig überraschend Patrick Ott verstorben. 

    Wir sind bestürzt und traurig und wütend und hilflos. Es fällt schwer dafür Worte zu finden. 

    Patrick war als Bundesratsvorsitzender zuletzt Teil der Bundesführung. Er war aktiv in diversen Ämtern im VCP Bayern, in der Region Isar und in seinem Stamm Martin von Tours. Er hat den VCP an vielen Stellen bereichert. 

    Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, seinen Freund*innen, seinem Stamm, seiner Gruppe und allen Pfadis, die mit Patrick Erinnerungen und Erlebnisse teilen durften und die jetzt in tiefer Trauer zusammenstehen.

    Über Patrick als Pfadfinder im VCP Bayern, seiner Region und seinem Stamm wissen seine Pfadis vor Ort viel besser zu schreiben, ich will aber meinen persönlichen Blick auf Patrick und den Bundesverbandes teilen.

    Ich habe Patrick auf einem Bundesrat kennengelernt. Zu einer Zeit, als der VCP Bayern keinen Landesvorstand hatte, haben die Regionen die Aufgaben unter sich aufgeteilt und Patrick hat hier Verantwortung übernommen und ist auf die Rieneck gefahren. Übersehen oder Überhören konnte man Patrick schwer, wenn er es wollte… 😉
    Schnell hat er sich in seine BR Rolle eingefunden und hat als Mitglied der Bundesführung den VCP mitgeleitet. Ich glaube, dieses Bild zieht sich durch viele von Patricks Pfadi Stationen: Er hat immer Verantwortung übernommen und sich den Aufgaben gestellt, wenn es notwendig war. 

    Patrick ist mir als streitbarer Pfadfinder im Gedächtnis geblieben. Er hat für seine Themen gebrannt und auch kritisch nachgefragt, wenn er etwas komisch fand. Im Bundesrat hat er z.B sehr genau die Themen Haushalt, Bundeszeltplatz und Internationales angeschaut. Und gleichzeitig war Patrick kein Dogmatiker, der auf seiner Kritik sitzen bleibt, sondern immer zum Dialog bereit und hat gemeinsam an Kompromissen gearbeitet und diese dann auch vertreten. Ich rechne ihm das hoch an! 

    So laut er als Stimme Bayerns auf dem Bundesrat sein Land vertreten hat, so sehr hat er als Bundesratsvorsitzender seine Rolle als Vermittler zwischen den Länderinteressen angenommen. Patrick hatte zu allen Ländern seine Kontakte und hat es zusammen mit seinem Vorsitzkollegen Jules geschafft, den Bundesrat zu einem guten Ort zu machen! Sein „So Freunde! Wir müssen jetzt weiter machen!“ ist mir nach dem letzten Bundesrat noch sehr im Ohr.

    Patrick wird uns fehlen! Sein Lachen, sein Zuspruch und sein kritisches Nachfragen gehörten zum Bundesrat dazu. Als Christ*innen glauben wir an ein Leben nach dem Tod und trösten uns in der Gewissheit, dass wir Patrick an einem anderen Ort gut behütet wissen.

    Gut Pfad,

    flip, Bundesvorstand

  • Die VCP-Timeline

    Die VCP-Timeline

    Sie liegt schon eine Weile auf meinem Computer, die Timeline des VCP und wartet dort auf die Möglichkeit der Veröffentlichung hier auf unserer Website. Das dauert leider wohl noch, weswegen wir sie euch schon mal als pdf zum Lesen anbieten möchten.

    Die Timeline sammelt Eckdaten der Geschichte des VCP und ist als work-in-progress gedacht. So kann sie kontinuierlich wachsen und auch von aktuellen Aktionen und Aktivitäten des Verbandes berichten. Deswegen muss sie auch von euch mit Informationen gefüllt werden. Das VCP-Bundesarchiv recherchiert die Daten zur Bundesebene, die Länder sollen ihre Landes-Daten einpflegen und von regionalen Gruppen würden wir gerne ebenfalls die wichtigsten Ereignisse festhalten. Bilder und Links sollen da natürlich auch noch mit rein, wenn sie mal online zu sehen ist.

    Was haltet ihr von der Idee einer Timeline zur Verbandsgeschichte? Was könnte anders gemacht werden und was fehlt? Auf Bundesebene haben wir bislang die Verbandszeitschriften ausgewertet sowie Protokolle von Bundesversammlungen und Bundesratssitzungen. Damit sind wir noch nicht fertig, das passiert nach und nach, wie es unsere Zeit erlaubt.

    Schreibt uns gerne eure Ideen und vor allen Dingen Daten wichtiger Ereignisse an archiv@vcp.de!

    https://vcp.de/pfadfinden/wp-content/uploads/2024/10/Timeline-50-Jahre-VCP_Blog.pdf

  • Auf Fahrt (eine kleine Begriffserklärung)

    Auf Fahrt (eine kleine Begriffserklärung)

    von Moritz Schuster

    Unternehmung, Tour, Trip oder Ausflug? Es gibt viele Begriffe, um auszudrücken, unterwegs zu sein. Eine Fahrt meint im Wesentlichen, sich ohne viel Planung aufzumachen, jeden Tag woanders zu verbringen, sich selbst besser kennenzulernen und sich auf neue Dinge einzulassen.

    Natürlich sollte man weit entfernte Fahrten ausführlicher planen als die Fahrt in den benachbarten Wald. Die Strecke ist dabei nicht vorgegeben wie bei einem Hajk, sondern ergibt sich einfach. So können auch Herausforderungen und Hindernisse entstehen. Komme ich irgendwie über diesen Fluss, ohne dass meine Sachen nass werden? Gerade solche Fragen machen eine Fahrt einzigartig und stärken das Gruppengefühl sowie die Selbständigkeit und Persönlichkeit eines Pfadis.

    Eine Fahrt lässt sich am besten in kleinen Gruppen erleben. Zum einen ist die Suche nach einem Schlafplatz einfacher, aber auch das in Kontakt kommen mit Menschen gelingt besser. Nicht nur unter euch, sondern auch mit Einheimischen, falls ihr Hilfe braucht. Stellt euch mal vor, 100 Pfadis müssen ihre Trinkflaschen auffüllen und klingeln beim nächsten Haus. Das wird schwierig…

    Ein weiteres Merkmal der Fahrt ist, sich selbst fortzubewegen. Egal ob auf dem Fahrrad, Boot oder zu Fuß. Hauptsache nicht mit der Bahn oder dem Auto, denn Entfernungen aus eigener Kraft zurückzulegen, schafft erst das Abenteuer. Wie auch in der Gruppenstunde die Inhalte, sollten bei Fahrten die Anforderungen den Entwicklungsstufen angepasst sein. Danach richtet sich das Reiseziel: Die Jungpfadfinder*innengruppe sollte das Inland erkunden, während für Pfadfinder*innen das Ausland interessanter werden kann.

    Also worauf wartet ihr noch? Diese Fragen können euch helfen, eure Fahrt zu Planen. Wir sehen uns auf der nächsten Fahrt!


    Alles rund um die Methode Fahrt findet ihr auch in unserer Handreichung.

  • Unterwegs kochen: Trangia Ratatouille

    Unterwegs kochen: Trangia Ratatouille

    für 2 Portionen:

    • 1 Aubergine
    • 1 Zucchini
    • 1 Süßkartoffel
    • 2 Tomaten
    • 1 Zwiebel
    • 1 Knoblauch
    • 1 Mozzarella
    • 500 ml Tomatensoße
    • 50 ml Öl

    Zubereitung:

    Sucht euch eine geeignete Stelle um euren Trangia aufzubauen.

    Schneidet die Aubergine, Zucchini, Süßkartoffel und Tomaten in kleine Scheiben. Gebt etwas Öl in den Trangia-Topf und stapelt die Gemüsescheiben ordentlich hinein.

    Sobald das geschafft ist, nehmt euch die Pfanne und bratet die in Stückchen geschnittene Zwiebel und den Knoblauch mit etwas Öl an. Wenn diese goldbraun gebraten sind, löscht ihr das ganze mit der Tomatensoße ab.

    Gießt nun eure Soße über die vorbereiteten Gemüsescheiben und lasst das Ganze für 15-20 min kochen.

    Legt noch den Mozzarella in Stückchen über euer Gericht und wartet weitere 5-10 min.

    Jetzt heißt es nur noch guten Appetit.

  • Mach dich laut! Das Youth Advocacy Training

    Mach dich laut! Das Youth Advocacy Training

    von Paula Kanzleiter und Niklas Dick

    „Wen kennst du, der im VCP etwas bewegen sollte?“

    Diese Frage haben wir am Anfang des Jahres in den Verband gestellt – heraus kam ein Team an motivierten Leuten, die das Youth Advocacy Training 2024 gebildet haben.

    ›Youth Advocacy Training‹, das klingt erstmal ganz schön abstrakt. „Was soll das denn heißen?“ denkst du jetzt vielleicht. Im Konkreten wird es aber ganz einfach: Wir nutzen unsere Pfadi-Methoden, um eine politische Stimme zu entwickeln. Eine Stimme, die wir in, mit und für den VCP nutzen können. Das »Wir«, das erst ein kleines Organisationsteam war, wuchs während des Trainingswochenendes Anfang Mai zu einer Gruppe von 30 Menschen heran. Zusammen haben wir die Tage mit Workshops verbracht und zu aktuellen jugendpolitischen Themen diskutiert. Gemeinsam haben wir uns kurz vor der EU-Wahl noch einmal gefragt, wo der VCP politisch gerade steht und wie wir aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen wahrnehmen. Wir haben Rhetorik geübt, uns damit beschäftigt, was wir gegen Diskriminierung tun können und damit, wo und wie wir uns jugendpolitisch einbringen können. Kurzum: Wir haben ein weiteres Stück Demokratie und unsere Teilhabe daran geübt.

    Das haben wir kurz vor der Europawahl, mitten im politischen Zentrum Europas, direkt neben dem EU-Parlament in Straßburg gemacht. Es war die erste Europawahl, bei der man bereits ab 16 Jahren wählen durfte. Es war auch eine der ersten Wahlen in diesem Jahr, bei denen man befürchtete, dass in Europa wieder rechtsextreme Kräfte an Macht gewinnen. Wie wir inzwischen wissen, waren diese Befürchtungen gerechtfertigt. Wie wir inzwischen aber auch wissen, können junge Menschen, die sich für Demokratie einsetzen, unfassbar viel reißen. Gerade deswegen wollen wir dafür sorgen, dass wir eine Stimme haben, die gehört wird. Und gerade deswegen werden wir im nächsten Jahr, wenn die Bundestagswahl ansteht, wieder ein Youth Advocacy Training veranstalten. Jetzt brauchen wir nur noch eins: Engagierte Menschen wie dich!

  • Warum haben wir zwei Säcke Münzen im VCP-Bundesarchiv?

    Warum haben wir zwei Säcke Münzen im VCP-Bundesarchiv?

    Wir haben ja so manchen Schatz hier im VCP-Bundesarchiv. Bei diesem hier frage ich mich aber tatsächlich, warum. Und auch, wie er wohl zu uns in den VCP kam.

    Es handelt sich um zwei Stoffsäcke mit SEHR vielen Aluminium-Münzen, Die wurden wohl anlässlich des 25jährigen Bestehens der Welternährungsorganisation FAO hergestellt. FAO steht für „Food and Agriculture Organization of the United Nations“, auf deutsch: Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen. Die Organisation wurde 1948 gegründet und hat ihren Hauptsitz inzwischen in Rom.

    Die Münze zeigt auf der einen Seite den Kopf Olave Baden-Powells und die Schrift: „CERES“ / „FAO ROME“ / „OLAVE BADEN-POWELL“ (Ceres war die römische Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit). Auf der anderen Seite hält eine Frau in einem Gewand zwei Kinder an ihren Händen. Die Schrift dort: „1948-1973“ / „TOWARD FOOD EDUCATION EMPLOYMENT FOR ALL“ / „UNIVERSAL DECLERATION OF HUMAN RIGHTS“. Der Durchmesser der Münze beträgt 21 mm.

    Zur Finanzierung von Ernährungsprogrammen hatte die FAO in Zusammenarbeit mit Staaten hin und wieder Münzen mit geringem Wert herausgegeben. Möglicherweise handelt es sich hier um eine solche Münze, die vielleicht sogar anlässlich des Tags der Menschenrechte 1973 erschien. Die Prägequalität ist allerdings sehr bescheiden und die Haptik der Münzen erinnern eher an Spielgeld. Als solche wird sie übrigens auch bei Auktionshäusern angeboten.

    Das alles erklärt aber immer noch nicht, warum wir hier zwei Säcke davon haben. Einen Zusammenhang mit dem VCP habe ich bislang nicht finden können, nicht mal, warum der Kopf Olave Baden-Powells auf der Münze abgebildet ist. Es ist mir also ein Rätsel, was es mit dem Münzfund auf sich hat.

    Vielleicht wisst ihr ja mehr über die Münze und warum wir hier so viele davon haben? Meldet euch dann bitte per Mail ans Archiv!

  • North of the Ordinary – das Roverway 2024 in den Weiten Norwegens

    North of the Ordinary – das Roverway 2024 in den Weiten Norwegens

    von Sören Bröcker

    Nordwärts, nordwärts wollten wir ziehen, zu den Bergen und den Seen, wollten neues Land erleben und auf Fahrten gehen … und einen unvergesslichen Sommer in Norwegen erleben! Wir schauen zurück auf das Roverway 2024 in den Weiten Norwegens mit dem bis dato größten deutschen Kontingent.

    • 182 Participants
    • 69 IST (International Service Team) davon 37 im German Foodhouse
    • 5 CMT + KL
    • 2 Kinder und 2 Gäste
    • Gesamt: 260 Personen

    Los ging es für einen Teil des Kontingents bei Sonne und Regen mit einem Kanuhajk auf dem Haldenkanal. Übernachtet wurde einfach direkt am Wasser auf herrlichen Zeltplätzen in der Natur. Als besonderes Highlight verbrachten einige Teilnehmende
    24h mit nur 3 individuell gewählten Gegenständen ausgesetzt in der Wildnis. Hierbei wurden kleinere und größere Herausforderungen, wie der Schlafplatzbau, Orientierung & Ernährung sowie ein Floß- und Fackelbau gemeistert.

    Für das gesamte Kontingent ging es dann im Anschluss auf das interne Vorlager auf den Pfadizeltplatz Tredalen, unweit der norwegisch-schwedischen Grenze. Der herrlich am Fjord gelegene Platz lud zu Kanurennen und ewigen Sonnenuntergängen
    ein. Dazu gesellte sich ein buntes Programm, Zeit zur Entspannung, die Einstimmung auf Norwegen und das Kennenlernen des gesamten Kontingents.

    Am 22. Juli ging es dann endlich los. Die Teilnehmenden waren auf Paths in ganz Südnorwegen und auch Dänemark unterwegs. Manche wurden nass, manche hatten beste Aussicht und Schnee in den Bergen und Sonne am Meer, andere meisterten große Wanderungen und konnten kleinere Lernimpulse in Workshops mitnehmen. Alle konnten neue Freund*innen aus den unterschiedlichsten Ländern gewinnen. Während die Teilnehmenden am Herzstück des Roverways teilgenommen haben, wurde für das Hauptlager das gigantische German Foodhouse errichtet und der Lagerplatz durch die IST errichtet.

    Der große Zeltplatz im Norden Stavangers füllte sich gewaltig, als am 27.07. die Teilnehmenden auf den Platz kamen. Nachdem zuvor die 1.500 IST den Ort direkt am Meer vorbereitet hatten, kamen die Teilnehmenden mit ihren ganz individuellen Eindrücken von den Paths zurück. Die Freude war groß, als das deutsche Kontingent wieder vereint auf dem Hauptlager zum Empfang der Kontingentsleitung ins German Foodhouse eintrudelte. Es gab ja so vieles zu berichten. Die Tage in Stavanger vergingen der einen oder dem anderen sehr schnell, denn zwischen umfassenden Workshopangeboten, Programmen im Foodhouse, Aktivitäten auf dem Wasser und in Stavanger, sollten auch die neuen Freundschaften gepflegt werden. Ein wiederkehrender Anlaufpunkt war dabei das Black Magic mit der gemütlichen Schwarzzelt-Atmosphäre. Hier traf man sich, um lecker zu essen, zu relaxen oder auch bei live-Musik zu feiern. Viel zu schnell hieß es dann „Nehmt Abschied“, sodass wir auf dem Abschluss Campfire unseren neuen Freund*innen „Gut Pfad“ sagen mussten.

    • 1899 verkaufte Käsespätzle
    • über 800 Kaffee in 4 Tagen
    • knapp 1300 Kuchen und Brownies
    • 2300 verkaufte alkoholfreie Biere
    • eine riesige Schwarzzelt-Konstruktion

    Für einen Teil von uns ging es im Anschluss noch auf die Nachtour. Am wunderschön gelegenen Lysefjord konnte man beim Wandern, Kajaken und Hüttenübernachten das Roverway gemütlich ausklingen lassen. Ein Besuch des berühmten Kjeragbolten
    ließen wir uns natürlich ebenso wenig nehmen, wie das Baden in einem Hot-Tub direkt am Fjord. Manche Pfadis suchten eine berühmte Herausforderung und erklommen die längste Holztreppe der Welt mit ihren 4.444 Stufen. Und als wir wieder mit unseren Interrail-Tickets heimwärts zogen, sehnte jede*r sich zurück, dachte an die vergangenen Tage, an vergangenes Glück. Wir schauen schon jetzt in die Weite und freuen uns auf das nächste Roverway 2028!

  • Freiheit in der Weite der Wildnis: Ultraleicht-Wandern

    Freiheit in der Weite der Wildnis: Ultraleicht-Wandern

    von Lena Simosek

    Stell dir vor, du stehst am Beginn eines endlosen Pfades, die Weite der Landschaft breitet sich vor dir aus, und dein Rucksack ist so leicht, dass du ihn beinahe vergisst. Das ist Ultraleicht-Wandern – eine Art, die Natur auf das Wesentliche reduziert zu erleben, bei der das Gefühl der Freiheit und Unabhängigkeit in der Wildnis im Mittelpunkt steht.

    Beim Ultraleicht-Wandern geht es nicht nur um das Gewicht deines Rucksacks, sondern auch darum, bewusste Entscheidungen zu treffen. Was brauche ich wirklich? Jedes Gramm zählt, und der Verzicht auf unnötige Ausrüstung schenkt dir Raum für das Wesentliche: die Weite der Natur mit all ihren Facetten zu spüren.

    Die Ausrüstung, die du dann noch brauchst, sollte ebenfalls möglichst leicht sein. Braucht es ein Zelt oder reicht ein Tarp? Statt Schlafsack vielleicht einen Quilt ausprobieren? Auf den schweren Kocher verzichten und stattdessen Ramen-Nudeln oder Couscous einfach in kaltem Wasser einweichen?

    Ultraleicht-Wandern ist mehr als nur Minimalismus und Verzicht auf Komfort. Mit weniger Ausrüstung wirst du achtsamer gegenüber deiner Umgebung und deinen Bedürfnissen. Du lernst, dich auf das Wesentliche zu konzentrieren, und entdeckst dabei oft, dass weniger mehr ist – mehr Weite, mehr Freiheit, mehr Verbindung zur Natur.

    Wildnesstrails, also unberührte Wanderwege durch wilde Naturgebiete, sind der perfekte Ort, um diese Art des Wanderns zu erleben – aber auch auf allen andern Wanderungen ist es sehr viel angenehmer, wenn nicht so viel Zeug im Rucksack rumfliegt! Du bewegst dich leicht und achtsam durch die Natur. Jeder Schritt bringt dich näher an die unermessliche Freiheit, die nur die Weite dir bieten kann.

  • Immer weiter in die Weite

    Immer weiter in die Weite

    von Johanna „krteček“ Mixsa

    Massentourismus oder Overtourism. Wer in den letzten Wochen und Monaten Nachrichten gelesen hat, dem ist dieser Begriff bestimmt über den Weg gelaufen. Venedig, wo man jetzt für einen Tagesbesuch ein Ticket ziehen muss oder auch Spanien, das sich vor Touristen nicht mehr retten kann. Auf Mallorca demonstrieren die Einheimischen, weil sie nicht mehr anders weiterwissen.

    Was ist das Problem? Ganz klar: zu viele Menschen. So wird der Wohnraum für Einheimische teuer und knapp, illegale Ferienwohnungen verstärken dieses Problem. Und auch der anfallende Müll und Abwässer können oft nicht umweltgerecht entsorgt werden.

    Übertourismus ist kein neues Phänomen. Besonders Städte mit vielen Sehenswürdigkeiten sind ein beliebtes Ausflugsziel. Aber es weitet sich auf immer mehr Gebiete aus. Ein Grund dafür: Influencer*innen, die ihre Traumreisen auf Social Media teilen. So werden „geheime“ Ecken der Natur schnell überrannt, plötzlich wollen alle dahin. Es muss das blaue Meer sein, die graue Nordsee reicht nicht mehr. Immer wieder müssen solche Instagram „Hotspots“ gesperrt werden, weil die Natur oder die Ortschaften so sehr unter den Menschenmassen leiden. In Deutschland ist es zum Beispiel der Königsbach-Wasserfall in Bayern, der durch seinen „Infinity-Pool“ Menschen nur so anzieht. Damit sich die Natur davon erholen kann, wurde der Zugang gesperrt.

    Auch ich erwische mich manchmal dabei, dass ich mir wünsche, wie die ganzen Menschen online an so schöne Orte zu reisen – auch wenn in der Realität meist Menschenmassen hinter der Kamera stehen. Dabei haben wir auch mehr als genug Weite vor unserer Haustür. Im Frühjahr habe ich einen Kurzurlaub in Emden gemacht. „Urlaub? In Emden?“ hat mich eine Bekannte von vor Ort entgeistert gefragt. Ich kann nur sagen, es war ein fantastischer Urlaub. Und wie wir von Tiger und Bär bei „Oh wie schön ist Panama“ schon gelernt haben: auch wenn es auf dem weiten Weg viele Abenteuer zu erleben gibt, am schönsten ist es doch daheim. Also warum nicht die Weite vor der eigenen Haustür erkunden? Ich kann es nur empfehlen!

  • …wie Wind und Weite…

    …wie Wind und Weite…

    Gedanken zum Lied „Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer“ und zu Psalm 31

    von Andreas Witt

    Gras, Ufer, Wind und Weite: Das Lied „Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer“ entführt in die Natur – und vergleicht Gottes Liebe mit der Weite und Unendlichkeit des Meeres. Ein Strandspaziergang, bei dem der frische Wind um die Nase weht, befreit. Beim Blick über das sich im Wind sanft wiegende Gras am Ufer auf das weite Meer hinaus sind die Gedanken frei. Frei zum Abschweifen und Träumen! Frei, um die Schönheit der Natur wahrzunehmen und sich als Teil von Gottes Schöpfung zu fühlen. Manche Menschen sagen, dass sie sich in der Natur Gott ganz nahe fühlen. Spirituelle Naturerfahrungen, die uns Pfadis wohl vertraut sind.

    Das Lied „Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer“ stammt aus Schweden. Der Liedtext malt ein Bild einer schwedischen Schärenlandschaft als Gleichnis für die allumfassende Liebe Gottes und kleidet dabei die spirituellen Naturerfahrungen in Worte. So heißt es im Titel gebenden Refrain, dass Gottes Liebe „wie Gras und Ufer, wie Wind und Weite und wie ein Zuhaus“ sei. Doch wie passt das heimelige „Zuhaus“ in dieses Bild von Meer und Weite? Ist dies nicht ein Widerspruch bzw. Gegensatz? Wie passen „Weite“ und „Zuhaus“ zusammen?

    Ich verstehe diesen Gedanken so: Gott schenkt uns Menschen in seiner allumfassenden, weiten Liebe eine große Freiheit. Im Lied heißt es in der 1. Strophe: „Frei sind wir da zu wohnen und zu gehen. Frei sind wir ja zu sagen oder nein.“ Auch in der 2. Strophe geht es um die Freiheit: „Wir wollen Freiheit, um uns selbst zu finden, Freiheit aus der man etwas machen kann, Freiheit, die auch noch offen ist für Träume …“ Mich erinnern diese Textzeilen an das Psalmwort: „Du stellst meine Füße auf
    weiten Raum“ (Psalm 31.9).

    Aber wie wird diese Weite und Freiheit zu einem Zuhaus? Und wie gehen wir Menschen mit der Freiheit und Weite um? In der 3. Strophe heißt es: „Und dennoch sind das Mauern zwischen Menschen, und nur durch Gitter sehen wir uns an. Unser versklavtes Ich ist ein Gefängnis und ist gebaut aus Steinen unsrer Angst.“

    Auch im Psalm 31 ist vom Gefangensein in der eigenen Angst die Rede. Hier heißt es (Psalm 31.10-11): „Herr sei mir gnädig, denn mir ist Angst! Mein Auge ist trübe geworden vor Gram, matt meine Seele und mein Leib. Meine Kraft ist verfallen durch meine Missetat, und meine Gebeine sind verschmachtet.“

    Doch etwas später formuliert der Psalmbeter voller Hoffnung: „Ich aber, Herr, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen! (…) Lass leuchten dein Antlitz über deinen Knecht; hilf mir durch deine Güte! (…) Wie groß ist deine Güte, Herr, die du bewahrt hast denen, die dich fürchten, und erweisest vor den Leuten denen, die auf dich trauen!“ (Psalm 31, 15-16a, 17 und 20).

    Im Vertrauen auf Gott fühlt der Psalmbeter sich erlöst und in der gnädigen Liebe Gottes geborgen. Im Lied „Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer“ heißt es in der 4. Strophe: „Herr, du bist Richter! Du nur kannst befreien, wenn du uns freisprichst, dann ist Freiheit da.“ Und genau diese von Gott uns zu gesprochene Freiheit ist dann wie ein Zuhaus. Denn im Vertrauen auf die Gnade und Barmherzigkeit Gottes dürfen wir Menschen – in all unsrer Freiheit – uns von Gott geliebt und in dieser gütigen Liebe geborgen fühlen. So wie uns am Strand beim Blick über die sich im Wind wiegenden Gräser auf die Weite des Meeres eine spirituelle Ergriffenheit überkommen kann: Ein Gefühl von großer Freiheit im Anblick der Weite des Meeres und ein Gefühl der Nähe, Geborgenheit und Verbundenheit mit Gott als Teil seiner geliebten Schöpfung.


    Zur Geschichte des Liedes „Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer“

    1965 verfasste Christa Weiß für den Deutschen evangelischen Kirchentag den Text des Liedes „Die ganze Welt hast Du uns überlassen“. Ein Lied über christliche Freiheit mit einer blues-artigen Melodie von Hans-Rudolf Simoneit. Inspiriert von diesem Lied verfasste der schwedische Pfarrer und Dichter Dieter Anders Frostenson den Liedtext “Guds kärlekär som stranden och som gräset“ (= Gottes Liebe ist wie der Strand und das Gras), dervon Lars Åke Lundberg neu vertont wurde. Das Lied wurde schnell populär und in viele Sprachen übersetzt.

    1970 übersetzte Ernst Hansen aus Schleswig-Holstein das Lied mit den Worten „Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer“ ins Deutsche.Wegen der Verwendung des Wortes „Rasse“in einer Textzeile der 4. Strophe des Liedes empfiehlt die EKD, diese Liedzeile nicht unüberlegt zu singen. Ernst Hansen hat 1970 den Begriff „Rasse“ aus dem schwedischen Original übernommen.

    Übrigens findet sich im Gesangbuch nocheine zweite Übersetzung des schwedischenTextes von Markus Jenny: „Weit wie das Meer ist Gottes große Liebe“.

  • Becci erklärt: Die weite Welt der Kleidergrößen

    Becci erklärt: Die weite Welt der Kleidergrößen

    von Rebecca Haugwitz

    Es ist eine Situation, die viele von uns nur zu gut kennen: Man steht in der Umkleidekabine, hat zwei Paar Jeans in der gleichen Größe dabei – und trotzdem passt nur eine davon. Oder schlimmer: Man hat in einem Geschäft eine Größe 38, in einem anderen ist es plötzlich eine 42, und der Online-Shopping-Wahnsinn führt oft zu einem regelrechten Ratespiel. Warum sind Kleidergrößen nur so inkonsistent?!

    Der Ursprung des Größen-Chaos

    Das Problem hat – wie so oft – historische Wurzeln. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war Kleidung meist maßgeschneidert oder wurde zu Hause genäht. Standardisierte Größen gab es also schlichtweg nicht. Erst in den 1940er Jahren, als die industrielle Massenproduktion an Fahrt aufnahm, entstand die Notwendigkeit für einheitliche Größen. Ein erster Versuch, dies zu lösen, war eine umfassende Körpervermessung von Frauen in den USA, bei der das Militär Daten von Frauen sammelte, um Standardgrößen zu entwickeln. Dabei wurden aber natürlich weder die Vielfalt von Körperformen noch der Umstand berücksichtigt, dass sich Körpertypen und Proportionen im Laufe der Zeit verändern.

    Der Trick mit den Nummern

    Eine der Hauptursachen für die inkonsistenten Kleidergrößen ist das sogenannte „Vanity Sizing“. Der Gedanke dahinter ist so simpel wie hinterhältig: Wenn Kund*innen eine kleinere Größe kaufen können, fühlen sie sich besser – und greifen eher zu. Deshalb haben viele Marken ihre Größen über die Jahre nach unten verschoben. Was also vor Jahrzehnten eine Größe 40 war, könnte heute eine Größe 38 oder sogar 36 sein.

    Dieses Phänomen betrifft Mode, die für eine weiblich gelesene Zielgruppe konzipiert wird, am stärksten, da diese den gesellschaftlichen Druck, eine bestimmte Körperform oder Größe zu erreichen, historisch gesehen eher spüren. Außerdem variieren weibliche Körper biologisch einfach stärker, auch bei einer einzigen Person im Verlauf der Zeit: Hüftumfang, Brustweite, Taillenhöhe – es gibt so viele unterschiedliche Proportionen, dass es schlicht unmöglich ist, ein einheitliches Größensystem zu schaffen, das für alle passt. Und wenn dann noch verschiedene Trends und Schnitte hinzukommen (z.B. oversized oder cropped), ist die Verwirrung perfekt.

    Was tun gegen das Größen-Chaos?

    Zunächst einmal: Die Größentabelle der Marke ist deine Freundin. Die ist oft genauer als die bloße Größe auf dem Etikett. Mit einem Maßband kannst du dich dann selbst vermessen und mit der Tabelle abgleichen. Und scheue dich nicht davor, verschiedene Größen zu probieren oder auch Mal in einer anderen Abteilung zu schauen! Kleidung ist dazu da, dass sie dir passt, nicht umgekehrt. Letztlich geht es bei Mode um Individualität, und das sollte auch im Umgang mit Größen gelten.