Im Herbst kehren viele Wunder ein

Foto: Benedikt Bahl

Der Herbst trägt eine besondere Melodie in sich. Wenn die Wälder in warmen Farben leuchten, wenn das Rascheln des Laubes uns begleitet und die Tage kürzer werden, dann spüren wir: Es ist eine Zeit des Rückblicks und des Reifens.

So ist es auch im Herbst einer Pfadfinderkarriere. Die ersten Schritte in meinem Pfadifrühling liegen längst zurück – das kindliche Staunen über das erste Lagerfeuer, die Aufregung bei der ersten Nachtwanderung, das Gefühl von Freiheit im Zelt. Doch im Herbst, wenn der eigene Weg eine gewisse Reife erreicht hat, kommen andere Wunder hinzu: das stille Glück, Wissen weiterzugeben, das Staunen darüber, wie die nächste Generation mit leuchtenden Augen die Abenteuer entdeckt, die man selbst schon so oft durchlebt hat.

Im Sommer war das Gras so tief, dass jeder Wind daran vorüberlief. Im Feld den ganzen Sommer war der rote Mohn so rot.

Wenn ich auf meine Zeit im VCP zurückblicke, dann erkenne ich genau dieses Staunen wieder. Über zehn Jahre durfte ich in der VCP-Redaktion mitschreiben, mitgestalten, begleiten. Aus den ersten neugierigen Schritten wurde mit der Zeit Verantwortung. Aus Ideen wurden Texte, aus Diskussionen wuchs Gemeinschaft. Und immer wieder gab es Momente, in denen ich mich selbst wunderte – über Dinge, die ich ausprobiert, bewegt oder sogar angestoßen habe. Im Herbst wundert man sich eben nicht nur über das Farbenspiel der Natur, sondern auch über das, was man selbst geschaffen hat oder welche Entwicklungen Dinge genommen haben.

Mit der Arbeit in der VCP-Redaktion öffneten sich unzählige Türen. Man ist einfach nah dran am Verband, an den Menschen und den Themen. Diese Nähe führte dazu, dass ich junger Delegierter zu den Welt- und Europakonferenzen werden durfte, die Kontingentsleitung zum Roverway übernehmen konnte und schließlich auch als Referent in der Bundesleitung für Kommunikation und Partizipation Verantwortung trug. All das wären wohl keine selbstverständlichen Schritte gewesen, hätte ich nicht in der Redaktion angefangen – ein echtes Wunder, wie viele Möglichkeiten sich dadurch auftaten.

Die Redaktion ist für mich ein Ort voller kleiner Wunder: Abende voller Kreativität, Momente des gemeinsamen Lachens, das Gefühl, Teil einer lebendigen Kette zu sein, die weiterführt, weiterdenkt und weiterträgt. Eine echte #pfadiheimat.

Jetzt wird es abgemäht das Gras, die bunten Blumen welken auch dahin.

Nun aber ist für mich die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen. Nach über zehn Jahren endet mein Weg in der VCP-Redaktion. Es ist ein stiller, aber schöner Herbstmoment: Ein Kapitel schließt sich, doch gleichzeitig öffnet sich Raum für Neues. Ich freue mich sehr darauf, wenn nun junge Pfadis aus dem Pfadifrühling mit ihren frischen Ideen, mit Energie und Neugier die Redaktion bereichern. 

Herbst bedeutet also nicht Ende, sondern Erfüllung. Wie die Natur in buntem Glanz aufleuchtet, so leuchten auch meine Erinnerungen – und zugleich die Hoffnung, dass die Redaktion weiterblühen, unabhängig, kritisch und engagiert bleiben wird.   

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