Was tun bei Magen-Darm-Grippe?

Foto: VCP/Canva

Pfadi-Gesundheit, Folge 19

Eine Magen-Darm-Grippe ist zu Hause schon ziemlich unangenehm und lästig, umso mehr aber auf Lagern oder Fahrten. In Deutschland erkranken Erwachsene etwa einmal jährlich daran, Kinder öfter. Mal steht mehr die Magenreizung (Gastritis) mit Übelkeit, teils Erbrechen und Schmerzen in der Magengrube im Vordergrund, mal der Darmentzündung (Enteritis) mit Durchfall und Bauchkrämpfen. Durchfall ist definiert als wässriger Stuhlgang oder mindestens dreimalige Entleerung eines breiigen Stuhls in 24 Stunden.

Wichtig:

  1. Mit guter Hygiene lässt sich die Häufigkeit von Magen-Darm-Infektionen auf Zeltlagern erheblich senken. Siehe: https://www.vcp.de/pfadfinden/1-hilfe/lebensmittelhygiene-teil-1/ und https://www.vcp.de/pfadfinden/1-hilfe/lebensmittelhygiene-teil-2/
  1. Wer unter Durchfall und/oder Erbrechen leidet, darf bis mindestens 24 Stunden nach völliger Genesung nicht bei der Vor-/Zubereitung von Speisen in der Lagerküche eingesetzt werden. Sein/ihr Essgeschirr muss separat gesäubert werden, am besten wird es zuerst in kochendes Wasser gelegt.
  2. Das Erste Hilfe Material des Stammes sollte auch Brechtüten enthalten, die Erkrankten in Griffnähe ausgeteilt werden. Das Säubern vom Jurtenboden ist unappetittlich und mühsam…

Wann brauchst Du ärztlichen Rat?

  • Solange Personen ohne Vorerkrankungen erst seit wenigen Tagen Beschwerden und nur geringe und keine zunehmenden Schmerzen haben, darf zunächst abgewartet werden. Ohne starken Durst besteht auch kein ernster Flüssigkeitsmangel. Hier sind andere, ernste Krankheiten unwahrscheinlich.
  • Umgekehrt gilt: Bei anhaltenden, häufigen, wässrig-voluminöse Durchfällen mit Brechreiz, der ausreichendes Trinken verhindert, starken Bauchschmerzen/-krämpfen, starkem Krankheitsgefühl und/oder Fieber sollte bereits nach 24 Stunden ärztliche Hilfe aufgesucht werden.
  • Vorsicht bei insulinpflichtigem Diabetes: Hier kann durch anhaltendes Erbrechen und unzureichender Nahrungszufuhr der Blutzucker gefährlich durcheinandergeraten!

Alarmiere den Rettungsdienst bei:

  • Massiven, blutigen Durchfällen (also größeren Mengen Blut im Stuhl, nicht nur Blutstreifen auf dem Stuhl oder am Toilettenpapier).
  • Bewußtsseinsstörungen und/oder Schockzeichen (kalte, blasse, kaltschweissige Haut, schwach tastbarer und schneller Puls)
  • Durchfall plus Sehstörungen bei Konsum von Lebensmitteln aus Konserven (innerhalb der letzten acht Tage): Möglicherweise besteht eine „Dosenwurstvergiftung“/Botulismus nach Genuss von verdorbenen Konserven.

Wie kannst Du Dir bei leichten Fällen selber helfen?

Allgemein nützen gegen Übelkeit und Erbrechen:

  • Ingwer (entweder geschnippelt in kaltem oder heißem Wasser oder als Lutschtabletten (z. B. „SOS gegen Übelkeit®“).
  • SeaBand®: Das sind Armbändchen, deren Knöpfe auf den Akupressurpunkt zwei Daumenbreit unterhalb des Handgelenkes drücken.
  • „Reisetabletten“ (gegen Übelkeit & Erbrechen) – rezeptfrei in der Apotheke NUR für Selbstanwendung erlaubt. Beipackzettel beachten. Vorsicht bei Dauermedikation und Vorerkrankungen.
  • Ein schwacher Trost: Nach dem ersten Erbrechen ist der Brechreiz meist weniger.

Bauchkrämpfe lassen sich mit einer Wärmflasche lindern. Die lässt sich unterwegs mit einer Trinkflasche mit warmem Wasser improvisieren. Achtung: Nie kochendes Wasser einfüllen: Verbrühungsgefahr!

Gegen Durchfall ist in der Apotheke rezeptfrei Loperamid erhältlich. Es ist ein guter Notanker, wenn man noch eine mehrstündige Reisestrecke überstehen muss.

  • Aber: Es kann Bauchschmerzen verstärken und schläfrig machen. Nur in der Selbstbehandlung, nicht bei anderen (wie mit allen Medikamenten).
  • Ohne ärztliche Rücksprache nicht länger als 48 Stunden und nicht bei Kindern unter 12 Jahren (hier rezeptpflichtig, Gefahr schwerer Nebenwirkungen, unter zwei Jahren gänzlich verboten).
  • Nicht bei Fieber, blutigen Durchfällen, oder nach Antibiotikatherapie.
  • Beachte Vorerkrankungen und den Beipackzettel. Vorsicht: Gefährliche Wechselwirkungen sind bei Einnahme anderer Medikamente oder mit Chinin-haltigen Limonaden (Bitter Lemon, Tonic Water) möglich.

Meist überwinden unser Darm und unser Immunsystem die Infektion von alleine:

  • Ein bis zwei Tage dauert es bei einer Lebensmittelvergiftung (hitzestabile Gifte, welche von E. coli-Bakterien gebildet wurden),
  • Drei bis vier Tage bei Viren bzw. 10 bis 14 Tage bei bestimmten Bakterien (Campylobakter- oder Salmonellenbakterien mit starken Rumoren, kleinen Stuhlportionen, und beschwerdearmen Tagen dazwischen).

Durchfall und Erbrechen führen zum übermäßigen Verlust von Flüssigkeit und Salzen. Unser Körper kommt problemlos auch mal zwei Tage ohne Nahrung aus, nicht jedoch ohne Flüssigkeit. Wichtig ist es daher, viel zu trinken, bevorzugt gezuckerter Tee (Kamille, Ingwer) mit einer Prise Salz, stilles Wasser, verdünnte Milch (50/50) oder (salzhaltige) klare Brühe.

Als Schonkost eignen sich z.B. Zwieback, Salzstangen, Salzkartoffeln, Brei, Kürbis-/Karotten-/Kartoffelsuppen. Äpfel oder Bananen ersetzen Kaliumverluste. Verzichtet werden sollte auf schwer verdauliche Nahrung (fetthaltige Speisen, Fleisch und Kohlgemüse).

Elektrolytlösungen (z. B. Elotrans®) retten weltweit viele Leben – laut der Weltgesundheitsorganisation sterben jährlich 500.000 Kinder vor dem 10. Lebenjahr (v.a. in Entwicklungsländern) an Durchfall (im Rahmen schwerer Infektionskrankheiten wie Typhus, Cholera etc.). Bei sonst Gesunden im Jugend- und mittleren Erwachsenenalter sind sie aber guten Gewissens entbehrlich. Auch Kohletabletten, Probiotika oder Hefebakterien (z. B. Perenterol®) können die Heilung nicht beschleunigen.

Gut Pfad,

Uli, Römi, Lennart

Dr. Uli Eiden, VCP Stamm Johannes Gutenberg Mainz, GAB, RP/S

Michael Römer, VCP Stamm Franz von Sickingen Hambach, Neustadt, GNB, RP/S

Lennart Scheel, VCP Stamm Albert Schweitzer Breitenbach, GPW, RP/S

Quellen u. a.:

  • Amboss (Medizinische Datenbank, Schlagwort Durchfall)
  • Gelbe Liste (Arzneimitteldatenbank, Schlagwort „Loperamid“)
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