Diskutier um Vier

Kurz vor Vier! Schnell zu „August und Tina“!
Denn vier Uhr, das war ein fester Treffpunkt auf dem Bundeslager Weitblick. Die Bundesleitung hatte zu sechs Diskussionsrunden eingeladen. Moderiert von Natascha und pro Thema mit mindestens einem Paten aus der Bundesleitung tauschten sich zwischen zehn und zwanzig Teilnehmende zu folgenden Themen aus:

Jeweils zu Beginn wurde in die Hintergründe und die Fragestellungen eingeführt – und dann startete der Austausch mit Rangern/Rovern und Erwachsenen aus den unterschiedlichen VCP-Ländern, darunter sowohl Stammesleitungen bzw. –mitarbeiter*innen, Gruppenleitungen sowie Mitarbeitende auf Landes- und Bundesebene.

Und darum drehten sich die Gespräche:

28.7.: Schulung im VCP (Fabienne)
Fragestellung: Wie muss Schulung im VCP sein? Wie kann Schulung im VCP sein? Welche Formen von Schulung kann es geben? Entsprechen die Schulungsmethoden der heutigen Zeit? Sind die Inhalte richtig? Was macht eine Schulung zu einem Erfolg?

Ergebnisse bzw. Diskussionsinhalte:
– Schulungen für Quereinsteiger*innen: Oftmals sind Schulungen innerhalb der Woche schwierig, besser sind Wochenend-Schulungen
– Modul-Baukasten für Schulungen: Quereinsteiger*innen können sich so einzelne Themen raussuchen, es werden jeweils kurze Schulungen (z. B. Tagesveranstaltungen) angeboten
– Es gibt nicht “den*die Quereinsteigende*n”: die Zielgruppe zu definieren ist schwer, jede*r braucht etwas anderes
– Als Ideen für Stammesneugründungen werden zum Beispiel Mentoring-Prinzip, Toolkit für neue Stämme und Modulschulungen angesehen
– Pfadfinderische Werte müssen vorgelebt werden, entsprechend sind gute Teamendenschulungen wichtig

29.7.: Wieviel Spiritualität braucht eine Gruppenstunde? (Antje)
Ist Spiritualität in der Gruppenstunde überhaupt noch zeitgemäß? Wie passt das in die heutige Zeit? Wie kann der VCP sein C in die Gruppenstunden transportieren? Wie kann ich damit junge Pfadis begeistern?

Ergebnisse bzw. Diskussionsinhalte:
– Ist Spiritualität der richtige Begriff? Sind damit Rituale gemeint?
– Wichtig ist, dass man niemandem vorschreibt, woran er glaubt, sondern dass man weiß, wie man andere dazu anregen kann, sich damit zu beschäftigen, ob/woran man glaubt. Wie geht das, mit welchen Methoden? Welche Methoden gibt es, um mich selbst zu finden und welche Methoden gibt es, damit sich andere selbst finden können? Auch soll von Missionierung abgesehen werden, denn Glaube ist Privatsache, aber ein Angebot soll gemacht werden. Dazu benötigt wird dann aber ein “großer Werkzeugkasten”.
– Wie kann ich als Gruppenleiter*in „plötzlich” mit Ritualen anfangen und welche Zeitpunkt der Gruppenstunde ist der Richtige? Besprochen wird, dass dies eher nicht am Anfang der Stunde passiert, da dort eher das Bedürfnis nach Toben vorhanden ist. Ist man unsicher, so wird der Tipp gegeben, dies auch zu zeigen und den Kindern zu sagen, dass man etwas Neues versucht. Auch sollte durchaus mit den Gruppenkindern diskutieren werden, an was sie glauben. Das “C” oder das “Theologische” oder das “Spirituelle” soll nicht auf das Halten eine Andacht reduziert werden, sondern vorleben und selbsterleben ist gefragt. Vielen fehlt hier das nötige Handwerkszeug.
– Thema “Christliches” stößt bei den Gruppenleitungsschulungen oftmals auf das geringste Interesse und die schlechteste Bewertung. Es wird oftmals auch als “Fehl am Platz” empfunden, da die meiste Zeit über knallharte Fakten, juristische Hintergründe usw. gesprochen wird und dann plötzlich über so ein “weiches” Thema. Es scheint besser zu sein, das Thema “Christliches/Spiritualität/Rituale” durch Vorleben innerhalb der Schulung umzusetzen. Allerdings sollen die Gruppenleitungsschulungen die “spirituellen Inhalte” aufgreifen, und nicht nur das abhandeln, was unbedingt für die Juleica nötig ist.

30.7.: Demokratie leben vor Ort: (Antje, Natascha und Thomas)
Wie wird Demokratie vor Ort gelebt? Sind Teilnahmen an Demonstrationen Teil der Gruppenstunden oder Privatangelegenheit? Wie kommen Entscheidungen in „höheren“ Verbandsgremien zustande und wie werden diese transportiert? Braucht es andere Beteiligungsmöglichkeiten im Verband?

Ergebnisse bzw. Diskussionsinhalte:
– Die Teilnahme an Demonstrationen in Tracht hielten die Anwesenden für richtig unter bestimmten Bedingungen:
… dass man sich sicher ist/sein kann, dass man eine Meinung vertritt, die der Verbandsmeinung entspricht.
… dass man sich bewusst ist, dass man eine “Signalwirkung” für den Verband haben kann, beispielsweise das Verhalten auf den Gesamtverband zurückfallen kann.
– Der Beschluss der Bundesversammlung “Auf gute Nachbarschaft” hat den Gruppen vor Ort offensichtlich sehr viel Sicherheit gegeben und sie sehr bestärkt, sich für das Thema auch als Pfadfinder*innen einzusetzen
– Wichtig ist zu unterscheiden, dass sich für (gesellschafts-)politische Dinge eingesetzt werden kann und darf, dass das aber nicht bedeutet, dass man parteipolitisch agiert.
– Gefragt wird, wie Kinder aus der Kinderstufe z. B. in Stammesentscheidungen eingebunden werden können. Nehmen sie an den Versammlungen des Stammes (Stammesversammlung, Stammesthing) teil, dann sollten diese so gestalten werden, dass die Kinder aus der Kinderstufe auch verstehen, um was es gerade geht. Es müssen mehr Pausen eingebaut werden, aber man darf ihnen auch zumuten, dass es auch mal langwierig oder langweilig sein kann. Die Kinder der Kinderstufe können altersgerecht die Themen der Versammlung vorbereiten, und eine Delegation in die Versammlung schicken.
– Bei Entscheidungen im Gremien kann es auch mal passieren, dass eine Entscheidung gegen die eigene Meinung getroffen wird. Auch dies muss hinterher mitgetragen und mitvertreten werden.
– Gremien auf Bundesebene wie Bundesrat, Bundesleitung und Bundesversammlung werden als sinnvoll gesehen. Es ist allen bewusst, dass dort andere Themen entschieden werden. Damit würden auch die “unteren” Gremien entlastet.
– In dem Zusammenhang wurde auch Werbung gemacht für die Handreichungen zum Thema Partizipation.

1.8.: Pfadfindung (Jule, Jan)
Wozu brauchen wir Verbandsentwicklung? Ist das was Abstraktes ganz oben oder haben wir alle was damit zu tun? Wohin muss sich der Verband entwicklen?

Ergebnisse bzw. Diskussionsinhalte:
– Die Einheit wurde genutzt, viele Rückfragen zur Verbandsentwicklung insgesamt zu klären, Hintergründe und Entstehung zu erläutern und Input zur weiteren Gestaltung und Kommunikation mitzunehmen.
– So wurde beispielsweise deutlich gemacht, dass die Teilnehmenden der Regionalkonferenzen dort die einmalige Möglichkeit haben, sich persönlich als Mitglied einzubringen – abseits des sonst üblichen Weges über die Gremien.
– Angedacht sind verschiedene Interaktionsformen. Hier laufen noch die Planungen.
– Gewünscht wurde sich eine zusammenfassende Info zum Stand der Dinge.

2.8.: Junge Delegierte für internationale Begegnungen (Olli und Fabian)
Ist der VCP auf alle Ebenen ein internationaler Verband? Wie können junge VCP-Mitglieder niedrigschwellig und dauerhaft an internationalen Veranstaltungen beteiligt werden?

Ergebnisse bzw. Diskussionsinhalte:
– Es gab eine deutliche Positionierung dazu, junge Leute viel mehr einzubinden.
– Angemerkt wurde, dass es schwierig ist, sehr junge Pfadis zu begeistern, da diese oftmals erst mit “steigender Hierarchie” überhaupt an die Infos und die Netzwerke kommen. Vieles funktioniere trotz öffentlicher Ausschreibungen eben über solche Netzwerke.
– Durch die Stufenkonzeption und die Inhalte entsprechend der Altersgruppen im VCP ergibt sich automatisch ein Mindestalter. Junge Delegierte können zwangsweise nicht beliebig jung sein.
– Das Delegationsprinzip im VCP stellt formal sicher, dass jedes Mitglied repräsentiert wird.
– Durch separate Jugendforen bekommt die „Stimme der Jugend” in der derzeitigen Alterstruktur von WOSM und WAGGGS erst wirklich Gewicht, da Delegierte auf Konferenzen aus anderen Regionen häufig relativ alt sind.
– Junge Delegierte sollten voll finanziert werden und keine eigenen Kosten tragen müssen.
– Die Frage, ob es auch auf Landesebene verpflichtend eine Person geben sollte, die für Internationales zuständig ist (ähnlich IC in der Bundesleitung), wird gemischt bewertet. Einerseits könne es passieren, dass jemand den Job nur übernehme, weil es eben besetzt sein muss. Andererseits könnten dadurch auch Interessierte besser angesprochen werden, die bisher keinen Zugang hatten.

3.8.: Stufenkonzeption (Neals und Antje)
Passt die Stufenkonzeptionen zu den Strukturen und Rahmenbedingungen vor Ort? Wie kann die Stufenkonzeption verbessert werden, damit sie gut vor Ort umgesetzt werden kann?

Ergebnisse bzw. Diskussionsinhalte:
– Da die Stufenkonzeption mit den Rangern/Rovern endet, fühlen sich manche 21+-Jährige aus dem VCP „hinauskomplimentiert“. Müssen für Erwachsenen Lebensphasen definiert werden? Was machen Erwachsene im Verband und wie geht man damit um, dass der Übergang von der Ranger/Rover-Stufe vielen so schwer fällt?
– Es gibt deutliche Unterschiede zwischen den Stämmen, was Übergänge und Entscheidungen dazu betrifft.
– Die meisten Anwesenden verbinden mit dem Tragen eines bestimmten Stufen-Halstuches auch gewisse Erwartungen an die Träger (z.B. kann eine Kothe aufbauen). Wenn man gleichzeitig aber keine “Proben” macht, wie kann das dann zusammenpassen?
– Die Stufenkonzeption entlastet auch die Gruppenleitungen, da sie eher wissen, was in welcher Stufe gemacht werden soll. Das entschleunigt, weil z.B. nicht auf Biegen und Brechen versucht wird, was in die Stufe noch zu pressen, was erst zu einem späteren Zeitpunkt ansteht. Außerdem gibt es immer etwas, auf was sich noch gefreut werden kann.
– Handreichungen werden als sinnvoll erachtet. Oft scheint aber nicht bekannt zu sein, wo man diese bekommt.
– In den Schulungen sollte noch mehr auf die Stufenkonzeption eingegangen werden, diese und deren Pädagogik kommt an mancher Stelle noch zu kurz.
– Es sollte Modulbausteine für Schulungen geben, die dann z.B. am Wochenende stattfinden. So könne man auch diejenigen erreichen, die sich nicht lange am Stück freinehmen können, um auf Gruppenleiter-/Stammesleitungskurse zu gehen.

Die Bundesleitungsmitglieder werden die Erkenntnisse aus den jeweiligen „Diskutier um Vier“-Runden in ihre jeweiligen Projekten einfließen lassen.

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