„Take me to church!“ –oder lieber nicht?

Foto: Oliver Frey

Christliche Identität ist im Wandel. Und auch der VCP muss sich immer wieder die Frage nach seinem „C“ stellen. Oft machen wir uns das zu einfach.

Der Verband umkreist die Frage nach seinen christlichen Werten beinahe ritualisiert, sobald sie zur Sprache kommt. Oft sind wir uns nicht mehr sicher, was wir mit dem „C“ im VCP eigentlich meinen. Damit meine ich nicht, dass kein Mensch etwas dazu sagt. Eher das Gegenteil ist der Fall: Fast alle haben eine Meinung zum „C“!



Früher: Ein Bibelspruch zu jeder Gruppenstunde

Vor über 100 Jahren hat die Christliche Pfadfinderschaft (CP) 1921 in Neudiethendorf ihre Grundsätze beschlossen, welche mittelbar auch noch auf uns als Nachfolgerverband wirken. Hier heißt es: „Wir wollen mit allen Kräften danach streben, Christen der Tat zu werden, an Gott gebunden, dem nächsten zum Dienst. Wir wollen Gottes Willen aus der Bibel kennenlernen und alles treulich benutzen, was uns in dieser Erkenntnis fördern kann.“ Wer die Bilder von damals anschaut und die alten Führerhefte der CP liest, kann ein Gefühl dafür bekommen, wie zu dieser Zeit das „C“ verstanden wurde. Ein Bibelspruch zu jeder Gruppenstunde, Morgen- und Abendgebet auf dem Lager und nicht zuletzt das Singen der alten christlichen Kampflieder.

Und heute: Vom starren Grundpfeiler zum Wegweiser

Der VCP hat sich 1973 mit „Aufgabe und Ziel“ ein Grundsatzdokument gegeben, in dem er beschreibt, was Grundlage seiner Arbeit ist. Dabei bezieht er sich auch auf das „C“: „Das Evangelium von Jesus Christus ist Orientierungshilfe für die Einzelnen und die Arbeit im Verband. Ständige Auseinandersetzung mit der christlichen Botschaft hilft, die Praxis des Verbandes stets neu zu befragen. Das ermöglicht die Hinwendung zu den Nächsten und die Überwindung von ungerechtfertigten Abhängigkeiten, Schuldgefühlen, Gruppenzwang und Angst.“ Seit 1973 beschreiben wir das „C“ im VCP so. Es hat sich von einem starren Grundpfeiler zu einem flexibleren Wegweiser für das Miteinander gewandelt.

Peter „flip“ Keil hielt 2023 die Festrede des Bundesvorstands zum 50 jährigen Jubiläum des VCP auf dem Kirchentag in Nürnberg.

Jede Generation muss ihre Wahrheit selbst erringen

Auch der Verband hat sich seitdem weiterentwickelt. Einige Ältere beklagen den Verlust ihrer christlichen Rituale, wohingegen junge Pfadis sich im klassischen Korsett immer weniger zu Hause fühlen. Und damit beschreibe ich die klassische Pfadi-Situation: Jede Generation muss ihre Wahrheit selbst erringen. Die Pfadfindung – unser beschlossener Verbandsentwicklungsprozess – stellt den christlichen Glauben als eine der zentralen Säulen für den VCP im Jahre 2026 dar. Diese Säule zu fassen ist jedoch nicht leicht, denn die Stärke unseres Verbandes ist es ja gerade, Vielfalt zu leben! Da gibt es auf dem Bundeslager dann White Metal-Swag neben dem Gebet in der Morgenrunde. Die einen singen neue, fromme Pop-Lieder, die anderen aus dem evangelischen Gesangbuch. Und der Bock liegt dann irgendwo dazwischen.

Das „C“ ist nicht verloren oder wertlos – wir leben es!

Pfadfinder*in im VCP sein heißt auch, sich zu fragen: Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? Und diese Lebensfragen stellen sich bei uns eben nicht auf der Kirchenbank, sondern am Lagerfeuer. So lernen junge Menschen, selbst bestimmt ihre Antwort auf ihre Fragen des Lebens zu finden. Auch wenn der Verband im scharfen Wind der Weltlage nach Haltungen zu Moral, Verantwortung und Demokratie ringt, ist unser christlicher Glaube eine feste Stütze. Der VCP ist ein aktiver Teil der Zivilgesellschaft , weil es als Pfadfinder*in und Christ*in geboten ist, Haltung zu zeigen! Das „C“ ist also mitnichten verloren oder wertlos. Wir leben es an vielen Ecken und Enden des Verbandes heute ganz selbstverständlich. Aber eben nicht sonntags um 10 Uhr mit Glockengeläut. Ich wünsche mir, dass der VCP in den nächsten Jahren unaufgeregter mit seinem „C“ umgeht und es schafft , seine „C-Identität“ zeitgemäß zu beschreiben.

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