Kain & Abel, Jakob & Esau, Marta & Maria … Geschwister sind zum Streiten da! Oder?

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Von Andreas Witt, Hamburg

Wunderbar ist es, wenn Brüder in Frieden zusammen
leben.“ So lautet die deutsche Übersetzung des hebräischen Kanons „Hineh ma tow uma naim, schewet achim gam jachad.“ Dieses Lied wird gerne von jüdischen Familien am Sabbat gesungen und vertont den Anfang von Psalm 133.

Doch leben, wohnen oder sitzen Geschwister wirklich immer
einträchtig beieinander? Wer Geschwister hat, weiß, wie heftig Streitereien unter Geschwistern aussehen können! Freundschaften kann man sich aussuchen, Geschwister nicht!
Die Bibel kennt viele Geschichten von Neid, Streit und Hass unter
Geschwistern:
Der Streit des ersten biblischen Geschwisterpaares Kain und
Abel endet mit einem Brudermord. Geschwisterliebe und geschwisterliche Eintracht? Fehlanzeige!
Ebenso streiten die Zwillinge Jakob und Esau trefflich miteinander. Erst luchst Jakob seinem Bruder das Erstgeburtsrecht ab, anschließend erschleicht er sich den väterlichen Segen.
Daraufhin hasst Esau seinen Bruder so sehr, dass er ihm nach
dem Leben trachtet: „Dann werde ich meinen Bruder Jakob
umbringen!“ (1. Mose 27, 41) Wegen dieser Drohung flieht
Jakob zu seinem Onkel Laban – und bis zur Rückkehr und
Versöhnung der beiden Brüder vergehen viele, viele Jahre.
Auch Jakobs zwölf Söhne streiten sich. Das Alte Testament
kennt eine Vielzahl von Geschichten, in denen Geschwister –
meistens Brüder – heftige Konflikte miteinander, oder besser
gegeneinander, austragen.
Ähnlich verhält es sich im Neuen Testament. So freut sich der
ältere Bruder – im Gleichnis vom verlorenen Sohn – nicht
über die Rückkehr seines jüngeren Bruders, sondern ist zornig
auf seinen barmherzigen Vater.

Niemals einer Meinung.
Aus Prinzip. So verhalten
sich viele Geschwisterpaare im Umgang miteinander. Sind Geschwister nur
zum Streiten da?

Die Schwestern Maria und Marta wohnen zusammen. Marta nimmt Jesus als
Gast bei ihnen auf. Während Marta sich abrackert, setzt ihre Schwester Maria
sich zu Jesus und hört ihm einfach zu – anstatt ihrer Schwester bei der Hausarbeit zu helfen. Darüber ist Marta erbost, traut sich aber offensichtlich nicht, ihrer Schwester Maria dies offen ins Gesicht zu sagen. Stattdessen spricht sie wie eine gemeine Petze zu Jesus: „Herr macht
es dir nichts aus, dass meine Schwester mich alles allein machen lässt? Sag ihr doch, dass sie mir helfen soll.“ (Lk 10, 40) Jesus aber billigt und lobt Marias Verhalten: „Marta, Marta! Du bist so besorgt und machst Dir Gedanken um so vieles: Aber nur eines ist notwendig:
Maria hat das Bessere gewählt, das wird ihr niemand mehr wegnehmen!“
(Lk 10, 41–42)

diesen Worten Jesu vielleicht überzeugen lassen, mit der Hausarbeit aufgehört und sich mit dazugesetzt? Wir wissen es nicht, denn die Bibel verschweigt uns Martas Reaktion auf dieses Jesuswort.

Dass die beiden Schwestern auch gemeinsam an einem Strang ziehen können, zeigt sich, als ihr Bruder Lazarus verstirbt.

Der Evangelist Johannes berichtet, wie Marta und Maria Jesus veranlassen, ihren toten Bruder Lazarus vom Tod wieder auf zu erwecken (Joh 11).

Wenn es also um wirklich wichtige Dinge geht, sollten Geschwister niemals verschiedener Meinung sein. Die Schwestern Marta und Maria zeigen, dass die geht und gut ist. Denn: „Seht, wie gut es ist und wie wohltuend, wenn Menschen beisammen wohnen – als wären sie Bruder und Schwester.“ (Psalm 133,1).

biblischen Geschichten

über Geschwister, die sich streiten, zum Nach- bzw. Weiterlesen:

Die zitierten Bibelstellen folgen der Übersetzung der Basis Bibel (Stuttgart 2021).

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