„Ehrenamt darf sich nicht wie Selbstausbeutung anfühlen“

Foto: Christoph Fischer

Braucht der VCP neue Formen des Ehrenamts? Wir haben mit Annika „Aki“ Kanitz aus der Bundesleitung gesprochen.

anp: Aki, wie sieht die aktuelle Lage des Ehrenamts im VCP aus?

Aki: Das Ehrenamt ist seit jeher das Fundament des VCP. Doch Menschen möchten sich heute anders engagieren: weniger langfristig, flexibler und projektbezogen. Viele sind nicht mehr bereit, sich dauerhaft an eine feste Rolle binden. Gleichzeitig finden frühere Aktive oft keine passenden Möglichkeiten, sich erneut einzubringen.

anp: Warum ist das so?

Aki: Unsere Lebenswelt hat sich verändert – in Schule, Studium, Beruf, aber auch durch Digitalisierung. Viele wünschen sich, dass Aufgaben klarer abgesteckt sind: Was ist wirklich nötig? Was bloß Tradition? Das kann hemmend wirken. Manche erleben Engagement im Rückblick sogar als Selbstausbeutung. Das darf sich nicht wiederholen.

anp: Welche Ansätze gibt es dagegen?

Aki: Spannend finde ich Formen wie Remote-Engagement, bei dem man ortsunabhängig mitwirken kann, oder Mikro-Freiwilligenarbeit, also kurzfristiger und punktueller Beteiligung. Auch kompetenzbasiertes Engagement, bei dem berufliches Know-how eingebracht wird, kann für uns von großer Bedeutung sein. Auch eine Mischung ist möglich. Diese Modelle können helfen, neue Leute zu gewinnen und ehemalig Aktive zurückzuholen, ohne sie zu überfordern. Sie sind vielversprechend, aber bisher kaum im Verband verankert. Wir müssen Strukturen schaffen, die flexible Formen ermöglichen und dabei unseren Werten treu bleiben. Das ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance!

anp: Ihr habt mit den TAG Teams ein neues Format aus probiert …

Aki: Die TAG Teams waren ein Pilotprojekt. Ziel war es, über zwei Jahre eine befristete, klar umrissene und ortsunabhängige Mitarbeit zu ermöglichen. Dabei haben wir Remote-, Mikro- und kompetenzbasiertes Arbeiten kombiniert. Wir haben eine kleine Gruppe von etwa 20 Personen erreicht. Die Ergebnisse waren hervorragend, die Perspektiven vielfältig und die Motivation hoch. Viele Aufgaben wurden schnell und engagiert umgesetzt. Für die Bundesleitung sind die Rückmeldungen sehr wertvoll.

anp: Was war dabei herausfordernd?

Aki: Die Vorbereitung war aufwendig. Unser Bildungsreferent Arno hat jede Gruppe intensiv begleitet, sonst hätte es nicht funktioniert. Dieser Aufwand lässt sich aber auf Dauer kaum leisten. Zudem zeigte sich: TAG Teams funktionieren, wenn es schon Material gibt. Für völlig neue Themen sind sie weniger geeignet.

anp: Was nehmt ihr mit?

Aki: Flexible Beteiligung funktioniert, wenn sie vorbereitet ist, klare Rahmen hat und auf mehrere Schultern verteilt wird. Das ist anspruchsvoll, aber hat großes Potenzial für die Zukunft.

Mehr Infos zu den inhaltlichen Schwerpunkten der TAG Teams gibt es unter: https://vcp.de/pfadfinden/tag-teams-gemeinsam-wachsen/

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