BECCI ERKLÄRT: Meerjungfrauen* und Wassermänner*

von Rebecca Haugwitz

Bald ist es endlich wieder so richtig schön warm und sonnig – das bedeutet nicht nur, dass das Bundeslager naht, sondern auch: Endlich wieder baden gehen. Nachmittage am See oder im Freibad waren jedenfalls für mich früher der Inbegriff von Sommer. Dabei habe ich am allerliebsten mit meinen Freund*innen so getan, als wären wir Meerjungfrauen* bzw. Wassermänner*. Die Vorstellung, im Meer zu leben und dort gemeinsam mit den Fischen zu schwimmen hat mich schon immer fasziniert. Aber woher stammt eigentlich der Mythos Meerjungfrau*Wassermann Und wo liegen die Grenzen zwischen ihnen und Seeungeheuern wie den Sirenen? Diese Fragen möchte ich in diesem Artikel endlich einmal aufarbeiten, sodass ihr bei eurem nächsten Strandbesuch nicht nur mit eurer Sonnencreme Haut glänzen könnt.

Um die Wasserwesen ranken sich sowohl romantische Mythen als auch haarsträubende Horrorgeschichten.

Früher, also vor wirklich sehr langer Zeit, als sich die ersten Zivilisationen um Flüsse und Meere herum bildeten, versuchten die Menschen sich vieles anhand von religiösen Geschichten zu erklären. Damals bargen die unerforschten Gewässer viel Unsicherheit und damit einhergehende Gefahren, aber auch Wunder. Einige der ältesten bekannten Götter wurden deshalb als Kombination aus Fisch und Mensch dargestellt, so zum Beispiel der babylonische Gott Ea, Bringer des Wissens, der Künste und der Wissenschaften. Die erste Meerjungfrau war wohl die Göttin Astargatis. Der Sage nach wollte sie sich im Meer verstecken, nachdem sie versehentlich einen Menschen getötet hatte. Dieses weigerte sich, ihre Schönheit zu verstecken und ließ sie sich deshalb nur zur Hälfte in einen Fisch verwandeln – ihr Oberkörper blieb der einer Frau. In diesen ersten Geschichten der Wasserwesen spiegelt sich schon die angesprochene Ambivalenz zwischen Romantisierung und Angst wider. Es ist auch gar nicht so leicht, eine klare Linie zwischen freundlichen Meerjungfrauen und gefährlichen Sirenen, die Schiffsleute in den Tod locken, zu ziehen. Die Bedeutung ist hier je nach Kultur unterschiedlich: In Griechenland und Großbritannien galten die Mischwesen eher als böse Geister, deren Gesang Menschen anlockte, um sie dann zu ertränken.

In China hingegen etablierte sich die Legende, dass aus Tränen von Meerjungfrauen die schönsten Perlen der Welt entstehen würden und dass sie würdigen Personen Unsterblichkeit verleihen könnten. Die bis heute am häufigsten in der Populärkultur genutzte Quelle ist das Märchen „Die kleine Meerjungfrau“ von Hans Christian Andersen. Darin verspürt die Protagonistin eine große Sehnsucht nach dem Land, so wie ich gerade große Sehnsucht nach Wärme und Sonne verspüre. Ich hoffe, bei meinem nächsten Strandbesuch fragt mich jemand nach Meermenschen …

Meerjungfrauen* Bild: Miriam Lochner, nsit0108 (Adobe Stock)
Bild: Miriam Lochner, nsit0108 (Adobe Stock)
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